Sicherheit im Umgang mit Mikroorganismen

Es sollte selbstverständlich sein, dass die Sicherheit des Menschen vor der Sicherheit des Objekts steht. Personen mit geschwächtem Immunsystem sind besonders stark gefährdet und müssen daher in besonderem Masse auf den sicheren Umgang mit potentiell gesundheitsschädlichen Materialien und Organismen achten.

Den Umgang mit biologischen Agenzien am Arbeitsplatz regelt die seit 1999 geltende Biostoffverordnung. Sie ist eine in nationales recht umgesetzte EU-Richtlinie über den Schutz der Arbeitnehmer gegen die Gefährdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Arbeit. Da sie eine Rechtsgrundlage ist, muss die Biostoffverordnung umgesetzt werden. Für Archive und Museen kann die TRBA 240 „Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit mikrobiell kontaminierten Archivgut“ herangezogen werden. Sie ist als Download im Internet verfügbar unter  http://www.baua.de/nn_15098/de/Themen-von-A-Z/Biologische-Arbeitsstoffe/TRBA/pdf/TRBA-240.pdf?

Die gesundheitliche Belastung von Schimmelpilzen kann in eine allergene, toxische und infektiöse Wirkung unterteilt werden. Es muss immer bedacht werden, dass auch abgetötete Schimmelpilze weiterhin eine allergene und eine toxische Wirkung haben können.

Allergene Wirkung

Die Zusammenhänge der verschiedenen Faktoren, die für die Sensibilisierung durch Schimmelpilze verantwortlich sind, sind komplex. Die genetische Prädisposition, also die genetisch bedingte Anfälligkeit eines Menschen zur Sensibilisierung, scheint ebenso eine Rolle zu spielen, wie das allergene Potenzial des einzelnen Pilzes und das Ausmaß der Belastung (Menge allergener Substanz pro Fläche, Dauer der Exposition). Die Krankheitsbilder sind sehr individuell und umfassen Augenjucken, Hautreizungen und schnupfenähnliche Symptome bis hin zu asthmatischer Bronchitis, sowie Durchfall, Erbrechen, Fieber und Gelenksschmerzen. Da die meisten Pilzsporen sehr klein sind (ca. 2 – 10 µm) können diese in den Bronchialbereich gelangen. Teilchen, die grösser sind als 10 µm werden in der Regel von der Schleimhaut von Nase und Rachen zurückgehalten.

Toxische Wirkung

Verschiedene Stoffwechselprodukte (z. B. Mykotoxine, insbesondere leberschädigende und kanzerogene Aflatoxine) aber auch Bestandteile der Zellwand (z. B. Glukane) wirken toxisch auf den menschlichen Körper. Sie wirken schädigend auf Leber, Nieren und Nerven und können krebserregend und keimschädigend sein. Die Aufnahme der Mykotoxine erfolgt in der Regel oral und sollte daher bei sachgemäßem Umgang mit Kunst- und Kulturgut ausgeschlossen werden können. Manche Mykotoxine können eventuell auch inhalativ aufgenommen werden, jedoch werden die kritischen Konzentrationen in der Atemluft normalerweise nicht erreicht.

Infektiöse Wirkung

Die infektiöse Wirkung spielt vor allem bei immungeschwächten Menschen, z.B. nach einer Tuberkuloseerkrankung, bei Bronchiektasien bzw. chronischer Nasennebenhöhlenentzündung eine Rolle. Bei solchen Infektionskrankheiten wachsen die Pilze auf oder im Körper, z. B. Haut, Subcutangewebe, Schleimhaut (besonders des Atmungsapparats), Fingernägel, Augen.  Ausgelöst durch Innenraumbelastungen ist allerdings kaum mit einer solchen Wirkung zu rechnen, Restaurierungsarbeiten an stark befallenen Objekten können allerdings zu einer Sporenexposition führen, die solche Grenzwerte erreicht.  Nur wenige Schimmelpilze können bei Körpertemperatur wachsen. Häufigster Erreger für Mykosen ist der thermotolerante Aspergillus fumigatus.